aufwärts















tags
Zeichen auf der Oberfläche der Gesellschaft

Merkmale eines 'tags':
Auswahl und Anordnung grafischer Zeichen (Buchstaben),
die Form der einzelnen Zeichen und das sich aus der Anordnung ergebende gesamte Erscheinungsbild,
Stil (das Wiedererkennbare),
der Ort, die ausgewählte Stelle, und das Zusammenspiel von Fläche und grafischen Elementen,
die verwendete Farbe (Farbton und Beschaffenheit),
Strichstärke und andere Merkmale des verwendeten Reproduktionsmittels,
die Stimmung, das Wetter, die Situation uvm.


die Wirkung grafischer Gestaltungsmittel
Die Bedeutung grafischer Gestaltungsmittel ist kaum zu erklären. In der gesprochenen Sprache ist die Bedeutung der verschiedenen Elemente genau bestimmt. Und dennoch ist es kaum möglich, sich sprachlich so deutlich mitzuteilen, dass eine Übereinstimmung zwischen Gesprochenem und Verstandenem entsteht. Die ursprüngliche Sprache des Menschen ist das Handeln, Absichten vermitteln durch Gesten, Bewegungen, Tätigkeiten, Tatsachen schaffen. Die grundsätzlichen grafischen Gestaltungsmittel sind Punkt, Linie, Fläche. Möglichkeiten, sie zu bestimmen oder zu erklären, ergeben sich durch Anwenden einer Methode, zb durch Routine, Intuition oder Arbeiten nach einem gestalterischen Konzept. Grafische Gestaltungsmittel können ihre Bedeutung abhängig von geringen Abweichungen oder unterschiedlichen Zusammenhängen vollständig verändern: die Wirkung, die ein Punkt in einer bestimmten Größe an einer bestimmten Stelle hat, wie sich die Aussage verändert durch Abweichungen in Position und Größe, Farbe, in welchem Verhältnis er zu anderen Gestaltungsmitteln steht; wie eine Linie wirkt, was es bedeutet, eine Linie zu formen, an welcher Stelle auf der Fläche sie angeordnet ist, wo sie beginnt und endet, weist sie eine Richtung an?

Ein 'tag' ist eine Handschrift. Durch die alltägliche Anwendung einer Handschrift ohne gestalterische Absicht ergibt sich eine Form, die neben der inhaltlichen Mitteilung Aussagen über persönliche Bedingungen des Schreibenden vermittelt. Buchstaben zu formen, um eine persönliche und grafische Aussage zu treffen, unterliegt ständig Entscheidungen, die zum einen durch persönliche Vorstellungen, als auch durch Umstände, die sich aus der äußeren Lebenssituation des Schreibenden ergeben, bestimmt werden. Die Zeichen werden durch routiniertes Handeln geformt, bis sie die gewünschte Aussage treffen. So geht der Schreibende zurück auf die ursprünglich Form der Mitteilung, das Handeln.



Gesellschaft und Wirklichkeit Grafiti entsteht aus dem 'tag'. Der 'tag', als Grundform des Grafiti, ist eine sehr reduzierte Ausdrucksform durch die grundsätzlichen grafischen Gestaltungsmittel Punkt und Linie. Dadurch wird er unabhängig von technischen oder materiellen Möglichkeiten und es entsteht Vergleichbarkeit. Je reduzierter die Mittel sind, desto größer wird die Vergleichbarkeit, je übereinstimmender die Mittel, desto größer der persönliche, gestalterische Charakter, desto deutlicher tritt die Persönlichkeit des Gestaltenden in ihrer eigenen Art hervor. Reduzierte Darstellungsformen sind zb 'tag' und 'throw-up'. Sie sprechen die Sprache des Propheten: 'Seht die Zeichen an der Wand'. Es ist ein religiöser Grundgedanke, die Beziehung des Individuums zur Wirklichkeit zu erklären. Die Zeichen an der Wand markieren wie Koordinaten den Widerspruch, wo Individuum und Gesellschaft aufeinander treffen. Die grafische Essenz einer Persönlichkeit wird auf der Oberfläche der Gesellschaft reproduziert. Diese Oberfläche soll von der Seite der Gesellschaft aus makellos erscheinen. Der schöne Schein entspricht aber nicht der gesellschaftlichen Wirklichkeit, die in starkem Gegensatz dazu in einem sehr unausgewogenen Zustand ist. Die Zeichen an der Wand stehen für den mangelnden Raum, der den Individuen, innerhalb der gesellschaftlichen Bedingungen, für ihr einzigartig sein zur Verfügung steht. Grafiti ist Kommunikation zwischen einem Einzelnen und Gesellschaft. Der Einzelne versucht, sein Bedürfnis zu sein, zu werden und nach Ausgeglichenheit mitzuteilen. Grafiti kann man nicht verkaufen, weil die Einheit, die zwischen dem ausgewählten Ort und dem Objekt unweigerlich entsteht, die Gesamterscheinung bestimmt. Grafiti entzieht sich den gesellschaftlichen Bedingungen, indem es unverkäuflich ist, dadurch, dass ein Grafiti von da, wo es einmal ist, nicht wieder weggeht. Versuche, Grafiti zum Produkt umzuwandeln, sind dem entgegengerichtet. Der Begriff Privateigentum wird da als öffentlich bestimmt, wo seine Oberfläche in der Gesellschaft auffällig ist. Grafiti thematisiert den Missstand zwischen Individuum und Gesellschaft.












aufnahmen von veranstaltungen im wendel, alle rechte bei den autoren
falls nicht anders angegeben, kommen nur eigene stücke der musiker zur aufführung












zurück
kompositionen