Interview POET - Martin Reimann zur Ausstellung 'São Paulo Graffiti' in der kchg - keine characters galerie im wendel, Kreuzberg, Berlin, 2013
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Teil 1 |
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mr: Ich sag einfach erst mal, wie ich zum Tag gekommen bin.
1980 hab ich zum ersten und einzigen Mal eine Spraydose genommen und damit was gesprüht. Das war in der Schule. Wir haben da nachts eine Parole gesprüht. Also nicht wirklich Graffiti. Das war alles, mehr hab ich nie gemacht. Aber es war ja die Zeit, wo Graffiti in Deutschland angekommen ist. Ich frag mich auch, wieso ich nicht früher auf die Idee gekommen bin, selbst zu sprühen. Ich hab bestimmt auch die Filme dazu gesehen und Hip Hop gehört. Aber bin nie auf die Idee gekommen.
1993 sind mir die gesprühten Bilder zum ersten Mal aufgefallen. Das war an der Oberbaumbrücke, die damals wieder hergestellt wurde. Es gab eine Behelfsbrücke und die führte direkt auf die Bilder zu, die auf die Westseite der Mauer gemalt waren. Und auch auf der Ostseite waren da noch richtige Graffiti. Hauptsächlich so bunte Sachen. Die Eastside Galerie gab es da ja noch nicht. Ich hab angefangen, von diesen Bildern Fotos zu machen. Die Bilder haben mich total fasziniert, ohne bestimmten Grund, das war einfach so.
Dann hab ich mich immer mehr damit beschäftigt, immer mehr Fotos gemacht, auch woanders, überall. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Tags eigentlich das sind, worauf es ankommt.
2000 ungefähr hatte ich meine erste digitale Kamera und ab da ging es dann richtig los mit Fotos.
2003 gab es so eine kurze Eskapade mit Street Art. Ich hab Plakate und Aufkleber mit Siebdruck hergestellt und verteilt. Dabei ist mir die Idee gekommen, dass der Tag ein Zeichen ist auf der Oberfläche der Gesellschaft. In dem Sinn, dass es eine wesentliche Eigenschaft des Tags ist, ein Zeichen auf der Oberfläche der Gesellschaft zu sein. Ich weiß auch noch genau wie ich vor der Urban Art Galerie saß, als die noch in der Brunnenstraße war und mit Akim darüber diskutiert hab. Meiner Meinung nach waren da die Aufkleber auch Tags, weil sie Zeichen auf der Oberfläche der Gesellschaft sind. Das glaub ich natürlich längst nicht mehr. Ein Tag ist immer Schrift.
POET: Ich muss mal kurz fragen: Du hast das dann von Anfang an gar nicht in diesem Hip Hop Aspekt gesehen? Du hast Graffiti und Sprühdose erst mal als Ausdrucksform entdeckt. Der Einstieg war ja für dich nicht über Hip Hop mit Breakdance und Graffiti. Der Eingang waren für dich die Bilder und dann erst hast du die Tags für dich entdeckt. Und dann hast du angefangen, die dir näher rein zu ziehen?
mr: Ja, ich hab zuerst Fotos von Graffiti gemacht und dann von Street Art. Da war das aber auch noch nicht so krass mit der Street Art. Heute find ich das völlig absurd. Seitdem fotografiere ich eigentlich nur noch Tags und zwar direkt die Tags, und nur die Tags, auch nicht das drum rum.
Und dann, das ist auch sehr seltsam, ich war 1993 zum ersten Mal in Brasilien und hab das da natürlich gar nicht realisiert, dass die da so eine ganz besondere Art von Graffiti haben. Ich war dann auch 1994, 96, 98 mehrmals in Brasilien und hab das da auch immer noch nicht gesehen. 2002 ist es mir zum ersten Mal richtig aufgefallen. Am letzten Tag fahren wir mit dem Auto rum und ich mach so vielleicht 40 Fotos. Da hab ich dann gemerkt, hey, wow, was machen die da auf der Wand! Daraufhin hab ich mir vorgenommen, noch mal hinzufahren, nur, um davon Fotos zu machen. Das war dann im Dezember 2007 - Januar 2008. Da hab ich angefangen ganz gezielt Fotos zu machen von Graffiti in São Paulo und in Rio.
POET: Was würdest du sagen, gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen dem Amerikanischen Graffiti aus den Staaten und dem Südamerikanischen? Weil äußerlich ist das ja praktisch wie eine eigene Richtung mit eigenem Stil, eigenen Szene-Kodes und einem ganz anderen kulturellen Hintergrund.
mr: Auf jeden Fall gib es da Gemeinsamkeiten. Die Frage ist super, weil sie ja offensichtlich sehr unterschiedlich sind. Aber ich finde trotzdem, dass man ja beides als Graffiti bezeichnen kann. New York Graffiti dominiert den Rest der Welt.
POET: American Graffiti.
mr: Ja, genau. Da sind diese beiden Regionen in Brasilien, Rio und São Paulo, relativ früh entstanden, Anfang der 80er Jahre, auch ziemlich gleichzeitig. Ich hatte immer gedacht, dass São Paulo früher angefangen hätte, weil dort dieser archaische Schreibstil mit der Rolle entwickelt wurde. Anscheinend haben die Leute in Rio, die ja immer nur Dosen benutzt haben, auch schon Anfang der 80er Jahre angefangen zu taggen. Wobei das in Rio immer mehr geworden ist dadurch, dass die Sprühdosen immer weiter verbreitet wurden. Ich hab das natürlich selbst nicht erlebt, aber von dem was ich weiß, hat das in Rio erst Ende der 80er Jahre richtig angefangen. Und auch in São Paulo ist es erst so viel und dominierend geworden Ende der 80er Jahre.
Beide Städte haben einen eigenen Stil und beide Stile unterscheiden sich grundlegend voneinander und von allem was im Graffiti sonst gemacht wird. Der wesentliche Unterschied ist, dass in Brasilien ausschließlich Tags geschrieben werden. Es sind immer nur Tags, es geht nie um Bilder. Es geht auch nicht um Characters. Es geht fast immer nur um die Buchstaben und die haben meistens nur eine Strichbreite. Das ist absolut mega reduziert.
POET: Meinst du nicht, dass sich jetzt mittlerweile die Spannbreite der Aktivitäten ausgebreitet hat? Weil man sieht sehr viel Figuratives, gerade von den Brasilianern. Da sind ja viele in der Szene die mit Graffiti Malern abhängen, aber bei uns doch eher zu Street Art gerechnet werden, wegen ihrer Figuren. In Südamerika scheint es so, als würde es keine Klassen geben, weder Altersklassen noch... wie soll man sagen, da sind sie toleranter. Die Graffiti Szene hier ist halt sehr engstirnig, auf das Hierarchische bedacht, aus dem Amerikanischen. Mich würde viel mehr interessieren, wo da die Berührungspunkte sind, zwischen den Graffiti Formen. Es sind Graffiti Formen, sie haben den gleichen Stammbaum, sind aber unterschiedliche Richtungen. Wo sind da die Berührungspunkte?
mr: Das Wesentliche sind ja überhaupt die Buchstaben und dass den Buchstaben eine eigene Form gegeben wird. Und das ist das, was sie auf jeden Fall gemeinsam haben. Eine weitere Gemeinsamkeit hast du gerade angesprochen, die hierarchische Struktur. Die ist bei den Pixadores in São Paulo unheimlich stark. Sie ist noch stärker als in New York, zum Beispiel. Da muss man bedenken, dass ein wesentliches Merkmal der Pixação in São Paulo ist, dass die ja nicht ihre eigenen Tags sprühen. Die sprühen immer nur einen Gruppennamen. Es kann sein, dass 10 Leute in so einer Gruppe sind, oder 50. Es gibt Gruppen mit mehreren hundert Mitgliedern. Die sprühen alle nur einen Namen und immer gleich. Das musst du dir mal vorstellen. Und das vielleicht seit 20 Jahren.
POET: Da fällt mir spontan auch Gang Graffiti ein, territoriale Markierungen. Sind dass denn auch Leute, die sich stilistisch auseinander setzen? Im Graffiti gibt es ja 2 Gruppierungen, die, die style-mäßig malen, meistens auch legal, bevorzugt, und dann gibt es auch die Bomber. Das Merkmal der Bomber ist, dass die weniger Wert auf die Ästhetik legen, sondern viel mehr auf den Wiedererkennungswert. Wenn diese beiden Gruppierungen auf ein geschlossenes Zugsystem treffen, sei es in New York oder woanders, dann ist es meistens so, dass die Bomber die Ästheten verdrängen, weil sie einen anderen Schwerpunkt legen. Jetzt meine Frage: Kann man bei diesen Gruppierungen in São Paulo mit vielleicht 20 - 50 Mitgliedern, haben die auch einen ästhetischen Anspruch? Oder geht es denen mehr um das Name Dropping, dass sie ihren Namen verbreiten?
mr: Ich glaube, einen ästhetischen Anspruch wie wir ihn hier kennen, dass jemand versucht, stilistisch etwas weiter zu entwickeln, das fällt da weg. Das gibt es überhaupt nicht. Es gibt auf jeden Fall, das kann man deutlich sehen, stilistische Entwicklung zwischen den Generationen von Sprühern. Auch ich als Außenstehender kann zum Beispiel einen Tag aus den 80er Jahren von einem der in den 90ern oder 2000ern entstanden ist unterscheiden. Da haben sich im Laufe der Zeit unterschiedliche ästhetische Richtungen entwickelt. Seit 1990 wird die Rolle zunehmend von der Dose verdrängt. Aber trotzdem wird die Ästhetik beibehalten, die sich auch durch die Benutzung der Rolle entwickelt hatte. Lange, hohe Buchstaben, einheitliche Strichbreite, ausschließlich Tags, keine Bilder. Die Buchstaben sind einzeln und getrennt. Sie sind aber vor allem ab 2000 unleserlicher, es fällt schwer, die einzelnen Buchstaben zu entziffern. Die Formen sind manieristischer, nicht mehr so klar. Und das ist für mich das, was São Paulo Graffiti ausmacht, diese absolute Klarheit in den Buchstaben, aber trotzdem stilistische Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppennamen.
POET: Das ist ja auch wieder eine Parallele zum American Graffiti. Aber wenn ich versuche, die Buchstaben der Tags aus São Paulo zu entziffern, hab ich da ziemliche Schwierigkeiten, weil ich die Grundtypografie oder die Grundästhetik oder den Grundstil nicht verstanden hab, was Buchstabe oder was Design ist, oder Zierelement. Bei uns kann man Zierelement und Buchstabe schnell aussortieren. Man probiert einen Buchstaben zu entziffern und dann Rückschlüsse zu ziehen auf die restlichen, auf den Stil. Äußerlich sehen die Tags aus Südamerika auch immer gleich aus, ziemlich hoch, dünn, es ist eine Typo die auch sehr verspielt ist, sehr ornamental, auf eine Art. Dadurch zum Beispiel auch, dass Buchstaben wie Rauten angeordnet sind.
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Teil 2 |
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Mir kommen grad so ein paar Sachen durch den Kopf, ich weiß nicht, ob man die mal so schnell einwerfen kann?
mr: Ich würde gern noch eine Sache sagen, nämlich: das Ästhetische in Pixação ist, wie subtil die Buchstaben gestaltet sind. Das ist das Geniale an dieser Art von Typografie. Der Ausdruck findet ja im Endeffekt durch ganz feine Veränderung der Form der Buchstaben statt. Oder auch durch eine Neugestaltung der Form eines Buchstabens, die man vielleicht gar nicht erwartet. Das siehst du zum Beispiel hier, bei diesem OPERAÇÃO. Der 3. Buchstabe ist ein e. Ich mein, das ist total genial. Das ist total einfach und das haben wir noch nie so gesehen und du kannst auch nicht einfach drauf kommen, dass das ein e sein soll. Das ist ziemlich klar von dem c abgeleitet, dass man da 2, 3 Buchstaben weiter sieht. Es ist fast das Selbe, aber es ist nicht das Selbe.
POET: Aber wie kann diese Schrift dann kommunizieren? Wenn du selbst sagst, dass man das, wenn man es nicht weiß, kaum entziffern kann? Und wie kann man das einem Außenstehenden, der damit nichts zu tun hat, wie kann man den Sinn dahinter vermitteln? Denn die meisten Leute verbinden ja damit die Frage: Was macht das für einen Sinn, seinen Namen immer wieder zu schreiben, das muss was sehr egozentrisches sein.
mr: Es gibt natürlich diesen Aspekt: Ich schreibe meinen Namen und poste den überall und gewinne dadurch Fame. Aber das ist eigentlich nur eine Nebensächlichkeit. Das Wesentliche, worauf es ankommt, ist die Gestaltung der Buchstaben. Die Form des Buchstabens hat einen grafischen Ausdruck, eine Bedeutung, durch das Verhältnis der Gestaltungselemente. Du hast verschiedene Linien, du hast überhaupt eine Linie und die biegt sich und macht einen Knick und dann hast du noch diese 2te Linie, wie zum Beispiel bei diesem e. Das Verhältnis dieser Elemente zueinander hat eine Aussage und deshalb ist das Ganze Kunst. Weil die Aussage, die getroffen wird, wird auf gar keinen Fall durch die Auswahl der Buchstaben getroffen, abgesehen von der Form. Die künstlerische Aussage wird nicht getroffen durch die Bedeutung des Wortes. Die künstlerische Aussage wird auf jeden Fall auch nicht getroffen dadurch, dass die Dinger irgendwo gepostet werden. Sondern sie wird dadurch getroffen, wie die Buchstaben gestaltet sind. Das ist super subtil und ganz fein, das ist das, worauf es ankommt.
POET: Ist das für dich leichter zugänglich in Form des Tags, als wenn du das ausgesprüht, den Balken bunt gestaltet, sehen würdest?
mr: Klar, weil das verwischt ja im Endeffekt nur die Wahrnehmung. Wenn du da Farben reinbringst und mustermäßig noch ausarbeitest und komplexer machst, verwischst du ja die Aussage. Die Aussage ist nicht mehr so intensiv, weil je länger du dich mit dem Tag beschäftigst, desto individueller und intensiver wird deine Aussage dadurch, dass du die Buchstaben Form veränderst. Bis du am Ende da bist, wo du hinwillst.
POET: Ich frag mich gerade, wenn man das einmal entdeckt hat, wo liegt dann der Reiz, wenn man es massenhaft verbreitet sieht?
mr: Es erschließt sich dir ja nicht wirklich. Du machst es, weil du es machen musst. Du hast diesen inneren Drang das zu tun. Und du platzierst deine Botschaft, deine Message. Es ist das Bedürfnis nach Kommunikation.
POET: Ja, aber die Kommunikation ist doch reduziert auf einen Namen. Und einseitig, man kommuniziert seine Message, aber die anderen können ja nicht mit dir kommunizieren, sie sind gezwungen zu betrachten.
mr: Der Sprüher hat das massive Bedürfnis sich der Gesellschaft mitzuteilen. Vielleicht auch, weil er sich in der Gesellschaft nicht wirklich wieder findet.
POET: Meinst du, das hat was damit zu tun, dass es viele Jugendliche sind?
mr: Er/Sie kann innerhalb der Gesellschaft nicht so kommunizieren wie er gerne kommunizieren würde und kommuniziert deshalb das, was er sagen muss, nämlich die Essenz seiner Persönlichkeit, in Form des Tags. Er formuliert das dadurch, dass er die Buchstaben in eine bestimmte Form bringt. Er muss das formulieren, er will Teil sein der Gesellschaft.
POET: Aber wie reagierst du darauf, dass zum Beispiel Graffiti Gegner sagen, das wären fehlgeleitete Energien? Die Energie ist einfach nicht sinnvoll eingesetzt.
mr: Es ist Kunst. Es ist ein künstlerischer Ausdruck.
POET: Aber kann man jedem Tagger/Pixação Sprüher einen Kunstanspruch unterstellen?
mr: Ja, in dem Sinne, dass er die Form der Buchstaben als Kommunikationsmittel wählt. Das finde ich einen künstlerischen Anspruch.
POET: Schrift ist ja auch die älteste Kommunikationsform.
mr: Schrift ist eine Dokumentation der Kommunikation. Es ist eine nicht persönliche Form der Mitteilung. Schrift ist die Basis der Zivilisation. Durch die Erfindung der Buchstaben hat sich unsere Zivilisation entwickelt. Der Tagger benutzt dieses ursprüngliche Wesensmerkmal der Zivilisation um seinen künstlerischen Ausdruck zu kommunizieren.
POET: Aber wie verhält sich das in der Masse, wenn etwas, das diesen Stellenwert hat, wenn du das 1000 mal vorfindest?
mr: Das ändert ja nichts daran.
POET: Ja, aber geht denn dann nicht der künstlerische Wert des Einzelnen in der Masse unter? Oder hängt das dann nur vom Betrachter ab?
mr: Ein wichtiger Aspekt, den du genannt hast, es ist Kommunikation, es gibt immer einen Sender, die Nachricht und einen Empfänger. Es ist in dem Sinne eine einseitige Kommunikation. Wie zum Beispiel bildende Kunst auch. Und dieses sich auf der Oberfläche der Gesellschaft zu formulieren befriedigt anscheinend dieses grundsätzliche Bedürfnis des Individuums sich in der Gesellschaft zu etablieren.
POET: Aber für viele bleibt dennoch die Schlussfolgerung, dass das Individuum nur die Nachricht seiner Existenz verbreitet. Ich bin hier und ich bin dort gewesen. Oder siehst du da noch was anderes?
mr: Es gibt verschiedene Ebenen. Es gibt natürlich diese Ego Ebene, ich bin der Beste, ich kommen da bis ganz oben aufs Dach. Und ich kann das dann da hinmachen und es sieht total cool aus. Das ist natürlich ein ganz wichtiger Aspekt. Das möchte ich auf keinen Fall negieren. Für viele Leute ist es dieser Kick, sich der Gefahr auszusetzen, und dadurch auch zu beweisen, dass man irgendwas kann. Aber was mir daran wichtig ist, ist einfach eine andere Sache. Dieser Aspekt ist einer von vielen, dass es nämlich eine sehr künstlerische Ausdrucksweise ist, die da stattfindet. In Zusammenhang mit dem Kunstmarkt, wo ja diese maximale Kommunikationsmöglichkeit in der Kunst total pervertiert wird. Auf dem Markt geht es überhaupt nicht mehr darum, was jemand macht. Es geht nur darum, dass Galeristen potentiellen Käufern erzählen wie toll das ist was der Künstler macht. Aber es findet überhaupt keine Kommunikation statt, dabei geht es nur noch um Geld Austausch. Künstlerischer Ausdruck entspringt dem religiösen Bedürfnis zu kommunizieren. Das wird in der Galerie vermarktet. Ich finde es ausgesprochen faszinierend zu sehen, wie bei der Pixação der künstlerische Ausdruck so intensiv, einfach und direkt praktiziert wird.
POET: Meinst du auch, das hat damit was zu tun, dass in der hohen Kunst immer nach tiefen Werten gesucht wird? Wenn man sich damit auskennt und die Schrift lesen kann, dann ist das alles ziemlich schnell konsumierbar und es erschließt sich diese Tiefe nicht. Große Kunstwerke zeichnen sich ja auch dadurch aus, dass zigtausende Menschen sich damit auseinander gesetzt haben. Und Interpretationen, Analysen, Re-Interpretationen gemacht haben. Vielleicht wird das auch mal kommen, in 50 Jahren oder so, dass sich Leute mit Graffiti auch stilistisch und so auseinander setzen. Die Frage ist doch auch, ob man die Diffamierung dieser herrenlosen Zeichen, dieser ungefragten Botschaften überhaupt überwinden kann? Das wird ja von unserer Gesellschaft in Europa wie in Süd-Amerika, wie überall auf der Welt, nicht toleriert. Es wird nicht als Ausdrucksform anerkannt.
mr: Na klar. Ein anderer Aspekt von Graffiti ist natürlich, dass Privateigentum auf eine Art in Frage gestellt wird, nämlich an dem Punkt, wo Privateigentum die Oberfläche der Gesellschaft darstellt. In Brasilien geht es nur um Wände. Es geht auch nur um Wände in Städten. Auf dem Dorf macht es nicht wirklich viel Sinn ein Graffiti zu machen und das gibt es ja auch fast gar nicht.
Privateigentum wird also da in Frage gestellt und deshalb kann es auch von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden. Weil diese Gesellschaft auf Privateigentum aufbaut. Es ist wie Schrift eine der Grundlagen der Zivilisation. Das gehört mir, ich kann das tauschen.
POET: Findest du nicht, dass Privateigentum geschützt werden sollte?
mr: Ja, ganz klar. Damit stimme ich vollkommen überein.
POET: Es müsste vielleicht mehr Freiräume geben für solche Aktivitäten..
mr: Nein, das glaub ich nicht. Auf legalen Wänden zu sprühen trifft nicht die Bedeutung von Graffiti, es ist genau das Gegenteil. Für Graffiti ist es wichtig, dass von fremdem Eigentum, durch die Nutzung als Oberfläche der Gesellschaft, Besitz ergriffen wird.
POET: Die Aussage wird dadurch noch mal stärker, dass man in die Illegalität tritt. Der Reiz ist größer, wenn Konfliktpotential vorhanden ist, dieser Widerspruch.
mr: Es geht dabei um unterschiedliche Aussagen. Es geht einmal um die Aussage, die durch die Form der Buchstaben formuliert wird, die rein künstlerische Aussage. Der Künstler vermittelt die Essenz seiner Persönlichkeit, nur um einen Begriff dafür zu finden. Durch das Finden der Form schreibt er sich selbst in die Buchstaben. In die Form, nicht in das Wort. Die Bedeutung des Wortes behindert einen unbedarften Betrachter daran, die Wirkung der Form der Buchstaben wahrzunehmen. Er liest ein Wort, erkennt die Bedeutung und damit ist er fertig.
POET: Das ist ein sehr guter Aspekt.
mr: Das ist der Unterschied zwischen Graffiti und Street Art. Bei Graffiti kommt es nicht auf die Bedeutung des Wortes an. Dazu gibt es ja auch jede Menge Beispiele, wo Tagger Worte bilden, weil sie sich bestimmte Buchstaben aussuchen. Weil diese Buchstaben die Form ergeben, die die Essenz ihrer Persönlichkeit ausdrücken kann. Bei Street Art ist die Wahrnehmung sehr kurz, du siehst es, erkennst es und fertig. Ich ärger mich dann wirklich darüber, wenn ich da jeden Tag vorbei fahre und immer wieder das Selbe sehe und ich stimme ja vielleicht nicht mal damit überein. Wenn da jemand so naive Bilder an die Wand malt, irgendwelche Hände die mit Ketten zusammen sind und daneben ist eine Uhr, das möchte ich mir nicht angucken, das ist nicht mein Thema. Das ärgert mich. Ich find das zum Kotzen. |
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Teil 3 |
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POET: Also, du bist also auch fest der Meinung, dass dieses Tag oder dieses Pixo, dass es da mehrere Erschließungsebenen gibt?
mr: Ja, auf jeden Fall, wir haben ja schon über verschiedene gesprochen.
POET: Ich wollte mich nur noch mal vergewissern, weil von außen, der normale Betrachter, für den gibt es nur eine einzige, und das ist die Lesbarkeit. Oder der Versuch, das Unlesbare zu entschlüsseln. Und es ist auch oft so, wenn Graffiti in die Kunstwelt eintritt, dann ist die Herangehensweise des Betrachters oft: Okay, er hat da was geschrieben, hat das verschlüsselt, jetzt entziffer ich das. Wenn sie gelesen haben, was dort geschrieben ist, dann ist die Sache für sie abgehakt, sie wenden sich ab. Weil sie der Meinung sind, ich weiß jetzt was da steht, die Botschaft ist angekommen. Aber das ist ja nicht die Botschaft.
mr: Der Aspekt, etwas auf eine Wand zu schreiben, ist ein politischer Aspekt. Dadurch wird Privateigentum thematisiert, manche haben viel, andere haben wenig. Aber das, was du gerade gesagt hast, finde ich natürlich ganz wichtig. Der Drang, zu entschlüsseln, was da geschrieben steht, um einen Zugang zu finden zu dem, was man sieht, führt dazu, dass man an dem Kunstwerk vorbei schaut. Die Wirkung des Tags trifft dich, ohne dass du darüber nachdenkst, wie die Wirkung einer Werbung. Ein Werbeplakat ist nach grafischen Gesetzmäßigkeiten gestaltet, du guckst zuerst irgendwo hin, du siehst irgendwas zuerst. Du nimmst das auf, ohne da überhaupt drüber nachzudenken, genauso beim Tag, weil du die Form der Buchstaben siehst. Es wäre eine spannende Aufgabe zu versuchen zu formulieren, was es denn bedeutet, dass da zum Beispiel bei diesem P, weshalb da unten noch dieser Winkel dran ist. Man könnte darüber Aussagen treffen, im Zusammenhang des gesamten Buchstabens und der Buchstaben, die den Namen bilden. Durch die grafischen Verhältnisse werden Botschaften formuliert. Das haben Graffiti und Tagging mit Werbung gemeinsam. Genauso das Häufige, dass man es immer wieder sieht.
POET: Wie ist denn der stilistische Unterschied bei Pixação? Du hast mir ja mal erklärt, wie sich das aufbaut, dass in erster Linie der Name der Crew geschrieben wird.
mr: Der hierarchische Aspekt ist wie schon beschrieben in Brasilien sehr stark. Es gibt immer die Gründer der Gruppe. Ich weiß das zum Beispiel von VICIO, weil der war ja auch 2008 hier und hat eine Ausstellung zum Thema gemacht. Die waren 2 zu Anfang (1990) und jetzt sind es ungefähr 50. Und die schreiben immer den gleichen Tag, den die beiden Gründer sich zu Anfang überlegt haben. Die haben auf jeden Fall eine sehr reduzierte, einfach, archaische Form für ihre Buchstaben gefunden, die aber trotzdem einen eigenen Stil darstellt, der nur zu diesem Namen gehört. Alle Leute, die dieser Gruppe beitreten, schreiben oder sprühen oder rollen immer genau das Gleiche, egal wann und wo sie sind. VICIO ist die Gruppe. Wenn ein Mitglied den Tag schreibt, dann schreibt er oft klein zwischen die Buchstaben oder darunter oder dahinter sein persönliches Kürzel. Zum Beispiel Boleta, einer der beiden VICIO Gründer, der 2008 hier die Ausstellung gemacht hat, schreibt ein Zeichen hinter seine Tags das aussieht wie ein D, aber anscheinend ein TJ sein soll. Das steht für Torcida Jovem (Junge Fans). Zusammen sieht es aus wie ein D und steht für seinen Vornamen. Viele der Sprüher sind Fußball Fans. Dieses persönliche Zeichen ist ganz klein hinter den großen VICIO Tags. In diesem Fall ist das Zeichen gestaltet. Das ist aber meist gar nicht so.
POET: Mir fallen da gerade aus dem Mittelalter die Initiale ein, diese gestalteten Anfangsbuchstaben bei Büchern und so.
mr: Ja, bei Boleta sieht das wirklich aus wie ein Initial. Wir sehn das auch ein bisschen bei dem b hinter OPERAÇÃO, an der Wand. Das b steht für BISCOITO und ist auch gestaltet, es hat eine eigene Form. Manchmal sind es auch 3 Buchstaben, die auf denjenigen hinweisen, der den Tag geschrieben hat. Aber viele dieser Namenskürzel sind einfach nur hin gekritzelt. Im Gegensatz zu den Buchstaben des Tags, wo grundsätzlich eine sehr strenge Gestaltung erkennbar ist.
Es gibt also den Namen, zum Beispiel OPERAÇÃO, dann das Namenskürzel des Sprühers und dann gibt es noch die Zeichen der übergeordneten Gruppierungen. Die sieht man unten auf der Wand. Das linke Zeichen bedeutet OS MAIS FORTES (die Stärksten). Es ist auch aus einem O, einem Plus und einem F zusammengesetzt. Das rechte Zeichen auf der Wand heißt CIRCULO VICIOSO (Teufelskreis).
POET: Also Die Stärksten und Teufelskreis.
mr: Ja, genau. Wir könnten jede Menge Fotos aus São Paulo raussuchen, wo man diese Zeichen zusammen sieht. Also die Namen der Crews, die individuellen Zeichen der Sprüher und die Zeichen der übergeordneten Gruppierungen.
POET: Noch mal zum Verständnis, also sie arbeiten auch sehr viel mit Symbolik? Wird außer dem Namen noch andere Symbolik mit reingenommen? Für mich sind diese kulturellen Hintergründe oder die Beweggründe der Sprüher nur schwer zu erfassen. Diese Botschaften, für die Community wahrscheinlich, und auch um Stärke zu demonstrieren und so.
Eine Frage hab ich noch: Diese Zeichen sind die alle selbst entworfen oder sind die aus dem allgemeinen Gebrauch?
mr: ja klar.
POET: Das sind keine aus dem allgemeinen Gebrauch?
mr: Nein.
POET: Wir machen das ja auch so, wir haben gewisse Zeichen, die auch klar als solche Symbolik verstanden werden. Zum Beispiel der Kreis, der steht für ein Verbotsschild.
mr: Die Buchstaben der Tags, die haben keine Symbolik, da geht es ausschließlich um die Typografie, die Form der Buchstaben. Die Namen der Sprüher sind am ehesten handschriftlich. Aber bei den Zeichen der übergeordneten Gruppen spielt Symbolik auf jeden Fall eine Rolle und sie sind abstrakter, es sind keine Buchstaben, eher bildlich.
Graffiti ist ja nicht bloß Grafik. Das würde bedeuten, man setzt Flächen, Linien und Punkte in Beziehung zueinander. Ein wesentlicher Aspekt ist, dass Buchstaben geformt werden. Und Buchstaben sind das Fundament der heutigen Gesellschaft, der Zivilisation. Es ist ja ganz wichtig, dass es Buchstaben sind und dass die in eine persönliche Form gebracht werden. Das findet so bei den übergeordneten Zeichen nicht statt. Das sind keine Buchstaben, es sind Symbole, die aber auch selbst entworfen sind und auch aus Buchstaben bestehen können. Bei den übergeordneten Gruppen gibt es 2 ganz interessante Richtungen, wenn es um die Benennung geht. Zum Beispiel OS MAIS FORTES, DIE STÄRKSTEN erhöhen sich selbst durch ihren Namen. VICIO ist Teil einer Gruppe die sich SOMOS ? NADA nennt, WIR SIND ? NICHTS. ich finde diese Reduzierung einfach unglaublich, wer sind wir? Wir sind nichts. Eine andere Gruppe heißt QUASE NADA, fast nichts.
POET: Und wie kann man sich dann hervortun, unter den Leuten selbst? Wenn es da streng auf Schrift auch geht, auf diese Typo, was wird denn dann als stilistisch gut anerkannt? Wer ist denn bei denen der Beste? Gibt es Leute, die stilistisch hervorzuheben sind? Wo alle sagen:" Die haben den besten Stil."
mr: Ich würde sagen, es geht in Brasilien nicht so sehr um den Stil. Vielleicht gibt es dazu auch zu wenig Variationen, weil es ja immer nur die Gruppennamen sind. Vielleicht geht es bei den neueren Tags, die man auch nicht wirklich lesen kann, wo ja auch die Buchstaben ineinander übergehen, in São Paulo, vielleicht geht es denen eher darum. Das sieht ein bisschen so aus, finde ich. Es geht natürlich darum, die Buchstaben in eine individuelle Form zu bringen. Im Endeffekt schreibt ja dann der Sprüher die Message von jemand anderem. Aber das System ist trotzdem das Gleiche.
POET: Was schätzt du, wie viele aktive Leute gibt es in São Paulo?
mr: CRIPTA, einer der Leute, die diese Ausstellung hier gemacht haben, hat 5000 geschätzt. Das kann ich mir sehr gut vorstellen, ich hätte eigentlich gedacht, dass es sogar noch mehr sind.
POET: Und da kann man aber dann trotzdem noch ganz klar Individuum herausfiltern?
mr: Nein, nicht wirklich, weil die ja gruppenweise schreiben. Der Fame, was ja auch ein ganz wichtiger Aspekt ist, das läuft so ab, dass in den Gruppen kommuniziert wird, wer was wo gemacht hat. Dabei geht es natürlich besonders um die Höhe, wie schwer zu erreichen ein Spot ist. Es gibt diese unglaublichen Sachen, wo die Sprüher außen an einem Gebäude hochklettern. manche Fassaden haben ja so Strukturelemente, an denen man sich festhalten kann, Regenrinnen, Mauervorsprünge, Brüstungen, Gitter. Dann klettern die da 50 Meter hoch und fangen an, ihre Namen von oben nach unten zu schreiben. Und da redet dann einfach jeder drüber, dann bist du absolut Fame. Das ist natürlich ein ganz wichtiger Aspekt, es ist nicht so, dass ich glauben würde, dass es keine Rolle spielt. Es spielt eine ganz große Rolle für die, die es tun. Ich glaube, es ist vielen Pixadores nicht wirklich bewusst, dass sie da sehr künstlerisch arbeiten. Ich kann es nicht wissen, ich hab ja nicht mit allen geredet. Sie glauben vielleicht es wäre künstlerisch, dass sie ihren Namen dahin schreiben, aber meiner Meinung nach ist es nicht das. Meiner Meinung nach ist das Wesentliche, die Form der Buchstaben zu gestalten.
POET: Vor 10 Jahren kamen ja die ersten Berichte und Fotos. Da wurde dieses Pixação Phänomen ja auch von der Graffiti Szene in Europa untersucht und erforscht. Mittlerweile gibt es ja auch Elemente, die hier rüber geschwappt sind. Ich bin zum Beispiel der Meinung, dass diese Aktivitäten mit der Rolle, dass man von den Rooftops, das gab es zwar vorher auch schon, aber nicht in diesem Ausmaß, dass es Crews gibt, die sich wirklich nur darauf spezialisiert haben. Dann auch zum Beispiel mit ONE UP, hier in Berlin, die waren ja auch überall oben, haben aber auch den Crew Gedanken im Vordergrund. Und, das gab es auch schon von Train Bomber Crews, dass die ihren Crew Namen immer gemacht haben. Da gibt es in Kopenhagen zum Beispiel eine Crew, MOA, die das wirklich von Anfang bis Ende perfekt durchgezogen haben, in Europa, seit über 15 Jahren. Da wird immer dieses MOA Ding in den Vordergrund gestellt, alle haben sich dem unterzuordnen. |
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Teil 4 |
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Und was jetzt hier auch Einzug gehalten hat ist, mit TAPS und MOSES, das sind Zugsprüher, die haben auch ein Buch draußen, die haben das aus Brasilien übernommen, dass 2 Farben auch mit dem Tag verbunden sind. OS GEMEOS, die haben ja zum Beispiel immer mit gelb und rot gearbeitet, dunkelrote Outline. Da konnte ich es jetzt nachvollziehen, weil die auch in unseren Breitengraden waren. Aber TAPS und MOSES haben immer gelb und türkis benutzt. Und jetzt ist es so weit mittlerweile, dass sie nur dieses gelb und türkis auf einen Zug sprühen müssen und jeder weiß sofort, es sind TAPS und MOSES, die Topsprayer.
mr: Das hat aber nichts mit brasilianischem Graffiti zu tun. Das ist immer einfarbig.
POET: Aber ich glaub, dass die die Intention von da genommen haben, dass ein Name mit 2 Farben verbunden wird.
mr: Meiner Meinung nach wäre es falsch, weil OS GEMEOS ja auch gar nichts mit brasilianischem Graffiti oder Pixação zu tun haben.
POET: Aber meinst du, die hatten mal was damit zu tun?
mr: Ich bin da nicht so genau informiert. Aber die Tags die sie machen sind für mich ganz klar New York Tags, sie machen keine brasilianischen Tags. Und die Bilder die sie machen haben ja überhaupt gar nichts mehr mit Graffiti zu tun.
POET: Aber wenn ich dir ältere Sachen zeige, sie haben OS GEMEOS Schriftzüge, die zwar amerikanisch gewirkt haben, aber auch exotisch durch so eine unorthodoxe Linienführung. Und halt diesen Knick immer so. Ja na klar, vielleicht haben sie jetzt auch ne Entwicklung durchgemacht. Ich kann das jetzt auch nicht beurteilen, in wie weit sie sich früher wirklich dort bewegt haben. Aber du hattest das ja auch angesprochen, dass jetzt gegen Pixação in São Paulo strikt vorgegangen wird. Und du meintest, dass die Graffiti Writer dafür benutzen?
mr: 100%, genau so sieht es aus. Natürlich sind Graffiti und Pixação beides Teile der Graffiti Bewegung in Brasilien, aber gerade in São Paulo und Rio wird Graffiti in den letzten Jahren ganz massiv benutzt, um gegen Pixação vor zu gehen. Dadurch entstehen natürlich auch 2 Welten. Aber die existierten auch schon vorher, das wird jetzt nur noch deutlicher. Graffiti ist in Brasilien relativ etabliert. Du kannst es überall machen, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Da sagt niemand was, es ist einfach nur schön, wir machen hier unsere Stadt soll schöner werden. Und Pixação ist exakt das Gegenteil, es ist total verhasst. Die Leute meinen, die Tags beschmieren die Wände, es sind 2 total unterschiedliche Dinge. Und die Stadt São Paulo zahlt Graffiti Sprüher dafür, dass sie Bildchen irgend wo hin malen wo sie nicht wollen, dass drauf getaggt wird. Dadurch, dass es bezahlt ist, ist es natürlich auch für Leute eine Möglichkeit überhaupt Geld zu verdienen. Das ist in Brasilien eine viel schwierigere Angelegenheit als bei uns. Ich weiß auch, dass Leute einfach beides machen und da teilt sich dann die Community, in die Hard Core Tagger, dann die Leute, die Taggen und sprühen und die die nur Bildchen malen.
POET: Da gibt es dann immer die Leute die sehen, dass es da was zu gewinnen gibt und diejenigen die sehen, dass es aussichtslos ist mit gewissen Sachen. Ich hab mich ja auch jahrelang immer gefragt, mit 20, als ich so Mitte 20 war, hab ich immer noch gehofft auf Anerkennung, dass die Welt das irgendwann versteht. 20 Jahre lang hab ich gedacht: "Mann, Alter, warum kann die Welt das nicht verstehen?" Warum erschließt sich das der Welt nicht, der intellektuellen Welt, diese Ästhetik? Mittlerweile bin ich aber der Meinung, nachdem ich gesehen hab, wie sich Street Art in den letzten 15 Jahren verbreitet hat, was ja am Anfang auch noch interessant war, so Ende der 90er, Anfang 2000, aber wie es jetzt kommerzialisiert wird, es ist total ausgelutscht, es wird schnell gehypt, die Leute schaffen ziemlich schnell den Sprung von der Straße, man braucht nur ein halbes Jahr Schablone sprühen und schon ist man galerietauglich, sag ich mal, mittlerweile bin ich aber froh, dieses Geheimnis schützt diese Kunstrichtung vor dem Ausbluten, vor dem Austrocknen. Und dann denk ich, das hat viel mit Illegalität zu tun. Dass es nicht konform ist mit den Gesellschaftsregeln, wie man Sachen vermarktet, verwertet. Sehr interessant zu sehen ist dann aber auch wiederum, wie man täglich in diesem Graffiti Street Art urbanen Umfeld ist, wie man dann aber auch gar nicht mitkriegt, wie das auch benutzt wird, um im Sinne der Gentrifizierung ein Wohnviertel aufzuwerten. Ich glaube, was die Menschen ja auch viel suchen ist Authentizität. Wir sind immer auf der Suche nach Authentizität, denn es gibt mittlerweile in unserer Gesellschaft auch wenig Authentisches was reifen kann und wirklich sich entwickeln kann. Weil vieles wird aufgegriffen und ausgesaugt und geguckt, wie kann man das noch mal aufbereiten. Auch visuell oder gesellschaftlich aufbereiten für Außenstehende. Es geht immer darum, es transparent zu machen, aber im Endeffekt sind sie alle, die Werbung hofft darauf, dass ihre Produkte authentisch sind, wir hoffen darauf, dass wir mit unserem Kleidungsstil authentisch sind, jeder denkt, mit einem Piercing kann er sich authentisch darstellen. Also ich denke es geht darum, was ich auch aus der Punkbewegung gelernt habe, die ja auch mit konformen Regeln gebrochen haben, und auch die Writer brechen mit konformen Regeln, aber es geht dennoch um Authentizität, um das Individuum, in erster Linie. Die Sache ist ja dann so, dass man doch schon gemerkt hat, wie schnell Street Art dann auch von Nicht-Graffiti-Liebhabern für ihre Interessen genutzt wird. Worauf ich hinaus will ist, dass ich im Endeffekt eigentlich froh bin, dass manche Sachen sich nicht für jeden sofort erschließen. Das ist ja das, was bei Street Art so ist. Und Street Art Kommunikation ist ja in der Regel auch darauf ausgerichtet, eine Reaktion zu provozieren oder eine Verwunderung. Sie spielen mit dem Moment des Unbekannten. Wobei Graffiti nach 20 Jahren gar nicht mehr das Unbekannte ist. Es ist wie du sagst, in São Paulo oder auch in Berlin kotzen die Leute ab auf Tags, sehen es als etwas Negatives, das Lebensqualität mindert. Und dann gibt es ja diese Zero Toleranz - Broken Windows Theorie, wo man ja den Bezug geschaffen hat zwischen verwahrlosten Wohnvierteln oder dem Niedergang einer Wohngegend und den Tags, die den Weg bereitet haben dafür, für zerbrochene Scheiben, für Gesindel, für Drogenmilieu und alles so was. Da frag ich mich doch schon, wie sehr blendest du sehr viele Nebeneffekte aus und versuchst das nur auf die Ästhetik zu reduzieren? Ich mein, in Pixação Kreisen, klären die Sachen auch gewaltsam? Die sind ja nicht alle auf Peace und so.
mr: Auf gar keinen Fall. Man kann das nicht so generell sagen. Ich finde einfach nur, dass dieser künstlerische Aspekt viel zu sehr vernachlässigt wird. Es ist nicht so, dass ich die anderen Sachen ausblende. Ich erkenne auch im Tag, nicht so sehr im Graffiti, aber im Tag eine ganz starke Authentizität. Ich kann erkennen, dass der Sprüher mit seinem Tag total übereinstimmt. Es findet eine Übereinstimmung statt, die auf dem Markt sofort zerstört wird, weil du den entsprechenden Bedürfnissen des Käufers und Verkäufers entsprechen musst. Dadurch ist der Tag ein Authentizitäts-Refugium, weil die Leute da wirklich mit sich selbst übereinstimmen können. |
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Teil 5 |
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POET: Was abgesehen davon noch interessant ist, ist die Beziehung zu Street Art. Wir hatten ja mal gesprochen, und du meintest zum Beispiel dieses Bild von OS GEMEOS in der Oppelner Straße, also, für viele Leute hat das eine besondere Wirkung. Es ist vielleicht auch dieser markante Stil, diese Figuren. Und du hast ein gutes Argument gebracht, du meintest: "Stell dir vor da wär einfach nur ein Buchstabe!"
mr: Das war das, was ich gedacht hab. Es gibt ja hier diese verschiedenen Wände, auf denen diese riesigen Street Art Bilder drauf sind. Die sind entstanden in Zusammenhang mit der BACKJUMPS Urban Art Ausstellung, die LIVE ISSUES, und das erste was ich gedacht hab war: "Stell dir vor die Leute würden da nicht irgend welche Bildchen drauf malen, sondern jeder würde einen Buchstaben wählen und da riesengroß gestalten. Das wäre eine ganz andere Message. Das hätte auch viel mehr mit Graffiti zu tun. BACKJUMPS ist ein Graffiti Magazin. Und dann malen die Leute irgendwelche Bildchen hin, also ich kann die nicht wirklich ernst nehmen. Das ärgert mich vor allem, wenn ich mir vorstelle, was hätte sein können. Welchen Stellenwert man der Form eines Buchstabens hätte zukommen lassen können. Wenn die Leute sich wirklich Buchstaben ausgesucht und gestaltet hätten und die dann riesengroß aufgebracht hätten. Das ist so eine vertane Chance gewesen.
POET: Aber meinst du nicht, dass die Künstler es sich vielleicht gerade deswegen leichter gemacht haben, weil sie auch wissen, was für eine Reaktion das noch nach sich zieht, dass sie vielleicht denken, die Anwohner beschweren sich oder der Hauseigentümer hat ein Problem mit dem Motiv. Weist du, wie ich meine? Mir kommt das manchmal so vor, dass viele Leute sich das auch einfacher machen, um sich anzubiedern.
mr: Was du beschreibst ist, was passiert, wenn man versucht, zu verkaufen. Da musst du dir plötzlich Gedanken machen über Sachen, die mit dir selbst gar nichts mehr zu tun haben. Ich glaube nicht, dass OS GEMEOS in der Lage sind, sich darüber Gedanken zu machen. Ich glaube nicht, dass die das interessiert. Von meinem Standpunkt ist das einfach nur ein Business, eine Firma OS GEMEOS.
POET: Aber da ist ja nichts Verwerfliches dran, wenn sie das machen, was sie immer machen und wenn sie dann dafür bezahlt werden. Die verbiegen sich ja nicht um die Figur zu malen, die machen ihr Ding. Und werden als Exoten wahrscheinlich gut gehandelt. Die Frage ist halt auch wegen der Akzeptanz, der Allgemeinheit. Wenn man da jetzt demokratisch drüber abstimmt, würden sich vielleicht 80% gegen die Schrift und für die Figur entscheiden. Dann müsstest du damit leben. Kunst im öffentlichen Raum ist ja auch immer der öffentlichen Meinung unterzogen.
mr: Ja, wahrscheinlich wirklich.
POET: Im Amerikanischen Graffiti wurden ja Figuren dazu genommen, um Aufmerksamkeit auf die Schrift zu lenken. jetzt, mittlerweile, hat sich das ja gespalten. Es gibt noch Sprüher, die diesen klassischen Weg nehmen, die erst die Schrift malen und dann die Figur, um bildlich noch ein bisschen auszuführen.
Also, ich finde es auf eine Art sehr belebend, dass die in Süd Amerika so strikt daran festhalten, an der Schrift, weil viele ehemalige Sprüher jetzt im Grafik Design tätig sind oder halt Figuren malen, oder einfach nur abstrakt, mit Farben. Viele haben erkannt, dass wenn sie anerkannt werden wollen, dann müssen sie sich von diesen Buchstaben trennen. Man kommt dann zwangsläufig schneller voran. Und findet schneller Anerkennung von außen.
mr: Du beschreibst ja wieder genau das Gleiche, was du eben auch schon mal gesagt hast und was ja auch ganz legitim ist, was passiert, wenn jemand versucht, damit Geld zu verdienen, daraus ein Produkt zu machen. Du gibst dazu deine Authentizität auf, es geht nicht mehr um die Übereinstimmung mit dir selbst, sondern du willst damit Geld verdienen, weil du leben musst. Das ist eine ganz normale Sache, ist ja auch super.
POET: Aber wenn man Leute jetzt damit konfrontiert sagen die, dass sie sich gar nicht von sich entfernt haben. Es gibt viele Leute die kontern dann mit dem Argument der Weiterentwicklung. Dass sie nicht immer und ewig Bock haben, das Gleiche zu machen. Die sich neue Themenbereiche erschlossen haben, ob es einem gefällt oder nicht. Sie selber können das, ihren Standpunkt, dann ja einwandfrei rechtfertigen. Sie sind ja nicht angreifbar dadurch. Das ist ja nichts Verwerfliches.
mr: Auf gar keinen Fall. Für mich erscheint es so, dass es unterschiedliche Sachen sind.
POET: Sie wechseln praktisch von der einen Richtung in die andere.
mr: Wieso auch nicht? Aber dass man da ganz deutliche Unterschiede beschreiben kann, ist offensichtlich, finde ich.
POET: Mein persönliches Vorgehen war ja auch immer so, dass ich mir gedacht hab, die Leute denken sich Konzepte aus für Farben und für Bilder, aber im Endeffekt geht es nur um die Schrift. Der Schrift haben sie sich vielleicht nicht so gewidmet, sie haben die Schrift vielleicht ziemlich simpel gehalten, der Lesbarkeit halber, haben aber sehr viel Wert auf diese Technik Ebenen gelegt, Farben, Designs, Blendings, 3 D. Sie haben probiert, das alles aufzuwerten.
mr: Wie du schon gesagt hast, das ist Technik.
POET: Ja, aber dann denk ich mir, warum werten sie dann nicht die Buchstaben auf. Man braucht nicht viel.
mr: Du brauchst nur eine Farbe und den Untergrund. Und das ist ja genau das, was die machen, in Brasilien. Aber natürlich hat Street Art und dass man damit Geld verdienen kann, einen ganz starken Einfluss auf die Entwicklung der Tags in São Paulo und Rio genommen. Ich war im Dezember 2007, Januar 2008 da, ich war 2009 2 Monate da, und ich war November, Dezember 2012 2 Monate da. Von meinem Standpunkt aus war ich einigermaßen enttäuscht, was da passiert ist. Pixação ist immer noch eine Linie, aber die machen da lauter Bildchen rein, die Buchstaben werden manchmal zu Bildern gestaltet. Das ist eine Entwicklung, die ich sehr schade finde, wo man aber auch einfach nichts dran machen kann.
POET: Kannst du vielleicht erklären, warum es so puristisch gehalten werden sollte?
mr: Was mir wichtig ist und, als ich das gemerkt hab, war das für mich halt ein ganz wichtiger Gedanke, dass der Künstler dadurch, dass er dem Buchstaben eine Form gibt, einen ganz starken künstlerischen Ausdruck schafft. Und dass das eigentlich das Wesentliche von Graffiti ist, diese Form von Kommunikation, die da stattfindet.
POET: Worauf du anspielst ist die subtile Kommunikation, die unterbewusste. Das Bild transportiert dann ein Gefühl.
mr: Es ist eigentlich eine Message. Die resultiert dann bestimmt in einem Gefühl, was der Betrachter empfindet, wenn er die Message erkennt. Aber durch die Form der Buchstaben. Das ist der Aspekt, den ich gerne hervor hebe, der mir persönlich auch besonders wichtig ist. Ich glaube auch, dass es ein ganz wesentlicher Aspekt von Graffiti ist, was die Leute im Endeffekt dazu bringt, es zu machen, Graffiti. Die Buchstaben zu wählen und dass man dadurch auf sehr subtile Art und Weise sehr komplexe Inhalte formulieren kann.
POET: Meinst du, es hat auch was damit zu tun, dass man sehr wenig Vorwissen oder Grundkenntnisse dazu braucht? Also wenn man ein Ölgemälde malen will muss man erst mal ein Kunststudium absolvieren.
mr: Das ist der Unterschied. Diesen technischen Bereich kann man sich erarbeiten. Von meinem Standpunkt aus ist es eine Ausrede, wenn ich mich technischen Aspekten zuwende. Dann wende ich mich von dem ab, worauf es eigentlich ankommt, Authentizität. Das Wesentliche sind die Buchstaben, den Buchstaben eine Form zu geben. Ich finde es auch komisch, die Form der Buchstaben dann so massiv zu ändern. Ich such mir nach 10 Jahren einen neuen Namen, neue Buchstaben aus, das find ich ganz normal, weil ich mich ja auch verändere. Der Unterschied zwischen Graffiti und Street Art findet schon da statt, wo ein Sprüher permanent seine Buchstaben verändert. Das stimmt für mich nicht damit überein, dass ich die Essenz der Persönlichkeit formuliere dadurch, dass ich die Buchstaben forme.
POET: Ist ein gutes Argument. Aber mein persönlicher Ansatz ist, ich probier immer wieder, meinen Namen anders zu schreiben. Ich probiere, Vielseitigkeit zu zeigen und meine Persönlichkeit zu behalten. Mein Ansatz ist: So, wie ich das gestaltet habe, würde nur ich es gestalten. Und das ist das Kriterium. Das hindert mich nicht daran, meine Buchstaben in zig verschiedenen Variationen zu malen. Ich sehe das dann auch nicht so strikt, weil ich dann auch eine europäische Identität suche, nicht dieses American Graffiti einfach nur zu übernehmen. Dass man ein Graffiti hat, das mit unserem Kulturkreis hier in Berlin auch verbunden ist. Das gibt es auch zum Beispiel in Österreich, die Wiener legen sehr viel Wert auf eine eigene Ästhetik, das ist alles sehr minimalistisch gehalten. Seit 2007, 2008 hat da so eine Befreiung von dem New York Dogma stattgefunden. Was mich selbst so ein bisschen stört ist, dass das alles so konzeptionell und techniklastig ist. Die Schrift ist nicht mehr so wichtig. Es geht halt um Konzepte. Man sprüht ein halbes Bild auf den einen Zug und die andere Hälfte auf einen anderen und nur wenn man beide Fotos zusammen fügt hat man das ganze Bild. Da sind immer solche spielerischen Elemente dabei. |
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Teil 6 |
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Was ich noch mal fragen wollte, weil du ja meintest wegen dem Individuum, wenn jetzt diese Vorgaben herrschen und die malen dieses OPERAÇÃO, das wurde ja von 2 Typen entwickelt?
mr: Wie das war, weiß ich nicht. Hier waren 2 Leute, die das gesprüht haben, William und Biscoito.
POET: Aber was ich meine ist, auch die anderen Mitglieder werden das in diesem Stil sprühen, oder?
mr: Ganz exakt, hundert Prozent.
POET: Und ihre Individualität wird nur durch das Kürzel dargestellt?
mr: Ich sehe das anders, das hat bestimmt was mit der südlichen Gesellschaft zu tun, es ist eine viel kollektivere Gesellschaft. Ich weiß es nicht wirklich, wie das kommt, was da stattfindet. Südliche Gesellschaften sind ja viel sozialere Gesellschaften, weil das Leben viel mehr auf der Straße statt findet. Ich glaube, einfach auch wegen der Temperatur. Es ist viel wärmer, man geht mehr raus. Dadurch erhält eine Gruppe einen viel größeren Stellenwert. Das ist meine spontane Erklärung dafür.
POET: Das könnte ja dann auch hier so sein, in Italien zum Beispiel.
mr: Die brasilianische Gesellschaft ist sehr stark von italienischen Einwanderern geprägt. Und den Nachfahren der afrikanischen Sklaven.
POET: Brasilien ist ja eh so eine Art Schmelztiegel.
mr: Es gibt verschiedene andere Kulturen, die aber nicht so starke Auswirkung auf den Gesamteindruck haben. Zum Beispiel Araber, Japaner, und auch Deutsche, in Südbrasilien. Portugiesen.
POET: Wie erklärst du dir dann aber, dass in Europa der Einfluss Nord Amerikas größer ist als in Brasilien, obwohl Brasilien Nord Amerika näher ist?
mr: Es ist ungefähr gleich weit weg.
POET: Aber wie kann das sein, dass die so wenig übernommen haben von den amerikanischen Vorbildern? Wir hatten ja auch diese Filme, Beat Street, Wild Style, haben so einen krassen Eindruck hinterlassen, dass alles sich danach ausgerichtet hat, sozusagen. Weil die ja auch technisch schon weiter waren und diese Kultur schon 10 Jahre entwickelt und gelebt hatten, und wir die erst mal aufgreifen mussten. Ich frag mich immer: Wie kann das sein, dass die in Süd Amerika sich so autark entwickelt haben? Auch stilistisch.
mr: Wenn du die brasilianische Gesellschaft siehst, dann stellt sich die Frage noch viel mehr, weil die brasilianische Gesellschaft total kopiert von Amerika. Wir sagen Amerika, aber wir meinen ja die Vereinigten Staaten. Die Brasilianer sagen auch Amerika, und sie leben ja selber in Amerika, aber meinen die Vereinigten Staaten.
POET: Es ist alles total veramerikanisiert.
mr: Alles! Und insofern stellt sich die Frage ja noch viel mehr: Wieso haben die sich das nicht alles abgeguckt? Weil alle anderen ja alles abgucken von den Vereinigten Staaten, die Fernseh-Kultur, die religiöse Kultur. Die haben auch diese TV Prediger, das ist alles genauso wie in den Vereinigten Staaten. Und weshalb haben die nicht Graffiti abgeguckt? Das ist total genial, eigentlich. Denn die Brasilianer sind auch keine Individualisten. Der Gruppenaspekt steht ganz klar vorne. Und trotzdem haben sie einen eigenen Stil entwickelt. Das ist genial.
Manche Leute beschreiben die Stilentwicklung in São Paulo auch mit den hohen Gebäuden, die langen Linien. Für mich hat das was mit den Rollen zu tun. Manche Leute sagen, der Stil in São Paulo wurde entwickelt auf Grund der Cover von Heavy Metal Bands. Iron Maiden wird da immer wieder Aufgeführt, die haben so ähnliche Buchstaben. Das wären Gründe, weshalb sich in São Paulo dieser Stil entwickelt hat.
In Rio haben wir was ganz anderes, worüber wir auch noch gar nicht wirklich gesprochen haben, da findet in mancherlei Hinsicht das genaue Gegenteil statt. Am Anfang waren die Buchstaben lesbarer, aber es ging nie um die Lesbarkeit der Buchstaben. Sie werden zu einem Buchstabenknäuel zusammengeschrieben, das man nicht wirklich entziffern kann. Es sind immer nur individuelle Tags. Es gibt auch Gruppennamen, aber die werden genau umgekehrt wie in São Paulo nur ganz klein irgendwo in die Ecke geschrieben.
POET: So wie im amerikanischen Graffiti?
mr: Schon etwas anders, weil es ja wirklich nur Tags sind. Du würdest den Gruppennamen ja neben das Bild taggen. Der Tag und das Kürzel der Gruppe können in Rio unheimlich klein sein. Es gibt verschiedene Untergründe, die haben eine Hierarchie. Es gibt die sogenannten Eternos, "die, die immer bleiben", die sind auf Sandstein Mauerwerk. Da nimmt der Tag die Größe des Steines auf. Jeder Tag wird auf einen Stein geschrieben und bleibt da für die Ewigkeit, weil es nicht wieder weggemacht werden kann. Es gibt Fliesen als Untergrund, normales Mauerwerk, es gibt da Hierarchien, was besser ist, vom Fame Aspekt her.
POET: Das ist ja eigentlich wie bei uns: Ein Zug ist besser als eine Wand.
mr: Ja, genau. In São Paulo gibt es auch Zug-Bombing, aber das ist dann auch wirklich Bombing, keine Tags.
POET: In São Paulo haben sie ja mal die Züge bemalen lassen, legal.
mr: Ach, legal meinst du?
POET: Von OS GEMEOS, die haben das dann klar gemacht. Ich glaube, aus Deutschland waren auch welche da. Ich glaub, die haben dann 10 Wagons beidseitig bemalt.
mr: Ja, deshalb haben die Leute auch keinen Bock auf OS GEMEOS.
POET: Echt, ist das so? Gibt es da nicht noch mehr Leute, die Erfolg haben, oder sind das so die Vorzeige-Brasilianer?
mr: Das siehst du ja auch daran, das sind die Einzigen, die wirklich hierher kommen. OS GEMEOS, das ist einfach ein super Marketing Konzept. Was die sich bestimmt nicht überlegt haben, das ist bei denen einfach so passiert. Das hat einfach gut gepasst, was sie anbieten und was der Markt gebraucht hat. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten bemerkenswert, aber unter künstlerischen Gesichtspunkten ist es Verrat. Meiner Meinung nach haben sie die brasilianische Graffiti Kultur verraten, auf Grund von persönlichem Profit. Auch, weil, wenn sie die Möglichkeit haben, was zu machen, wo es keine Vorgaben gibt, zum Beispiel in einem künstlerischen Zusammenhang, sind sie nicht in der Lage, das wiederzugeben. Sie sind auf gar keinen Fall Teil der Pixação Kultur. Und weil ihre Graffitis überall akzeptiert sind und weil sie auch Geld dafür verdienen, dass sie sowas machen. Im Gegensatz zu den anderen Leuten, die dafür auf irgendeine Art und Weise bestraft werden, wenn sie erwischt werden.
POET: Aber ist es nicht oft so, wenn Leute kommerziell erfolgreich werden, dass sie dann geächtet werden von denen, die authentisch bleiben?
mr: Das kommt ja ganz drauf an, wie man sich verhält, würd ich dazu sagen. Ich finde es super, wenn Leute Graffiti oder Pixação machen und es dann schaffen, etwas anderes zu machen und damit Geld zu verdienen, dadurch den Einstieg zu kriegen in die Kunstwelt, das ist genial.
POET: Du meintest ja gerade, dass die Pixação verraten haben. Wenn ich so überlege, eigentlich machen sie ja nichts mit Schrift. Die Arbeiten, die sie in Museen machen sind ja meist so, dass sie Hütten bauen und Boxen an die Wand hängen. Ich weiß nicht, ob sie da ein Favela Gefühl vermitteln wollen? Lifestyle, oder so? Weshalb mich das nicht stört ist, weil sie nicht probieren, sich als die Pixação Typen zu verkaufen. Die machen etwas, wo sie sagen, das ist aus ihrer Entwicklung. Ich weiß nicht, in wie weit dieses Pixação da eine Rolle spielt? Ich sehe sehr wenig Schrift bei ihnen. Worin besteht da der Verrat? Haben sie sich selbst verraten, oder haben sie die Kunst verraten?
mr: Meiner Meinung nach besteht der Verrat darin, dass sie die Leute, die da geblieben sind, nicht unterstützen, die Art und Weise, wie sie die unterstützen sollen, was ich erwarte und was auch andere Leute erwarten, dass sie diese Art von Ästhetik vielleicht nicht verkaufen, aber dazu stehen, salonfähig machen. Nicht ihre Bildchen, sondern diese Art von Ästhetik, worum es vielen Leuten geht. Die Leute verstehen nicht, was da stattfindet, für die einen ist es Schmiererei oder Sachbeschädigung. Und das ist auch das, was ich von denen erwartet hab, dass die Buchstaben malen und keine Bildchen. Auch der andere, der da gegenüber gemalt hat, wie heißt er noch mal?
POET: NOMAD?
mr: Ja, genau. Weshalb malt der keine Buchstaben?
POET: Malt er ja manchmal, aber abstrakt, versteckt, so dass es nicht nach Buchstaben aussieht. Die trauen sich alle nicht, vielleicht.
mr: Es ist eine total vertane Chance. Und jemand, der eine Chance hat, hat auch eine Verantwortung. Im Sinne von 'Eigentum verpflichtet!' Wenn ich die Chance hab, mich da künstlerisch zu äußern, bin ich verpflichtet, mich auf eine bestimmte Art und Weise zu äußern.
POET: Ja, aber wenn der Hausverwalter mit dem Motiv nicht einher geht, vielleicht mussten die ja Kompromisse eingehen?
mr: Ich weiß es nicht.
POET: Also ich schätze mal schon, dass die Kompromisse eingehen mussten. Das musste auf jeden Fall mit der Hausverwaltung abgesprochen werden. Und ich glaube, manchen hat das schon ausgereicht, so eine Figur. Mit Palästinenser Tuch und so. Für mich erschließt sich das nicht. Ist wahrscheinlich auch der Hype um OS GEMEOS und so.
mr: Ich hab mal für ein Interview Video übersetzt, was die sagen, das ist echt Banane. Das war schrecklich, die fangen an von Feen und von Gnomen zu reden. Gestört, ich fand das nervig und komisch. |
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Teil 7 |
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POET: Du hast ja hier auch das Cafe, willst du da noch mal was zu sagen?
mr: Ja, natürlich gerne. Wir machen hier Cafe wendel.
POET: Darf ich dir mal eine Frage stellen, die ich dir schon immer stellen wollte: "Ist wendel angelegt an das englische Wort 'Vandal'?"
mr: Nein. Es gibt oder gab ja das 'Vandal Cafe', die haben hier ab und zu eine Veranstaltung zum Thema Graffiti gemacht. Die haben diese Bedeutung übernommen und nennen es 'Vandal Cafe'. Der Name wendel kommt aus dem Gebäude hier. Früher war es eine Spiralfeder Fabrik. Es gibt Spiralfedern und Federn die die Form einer Wendel haben, parallel im Gegensatz zur Spirale, die von innen nach außen geht. Und da hab ich mir gedacht, ich nenn das Ding einfach wendel.
POET: Als wir uns zum ersten Mal unterhalten haben fand ich es bemerkenswert, dass du dir die Mühe machst, Tags zu fotografieren und zu dokumentieren. Und die Veranstaltungen die du machst, dass du die Leute da eingeladen hast und so. Das sind schon Highlights gewesen, was vielleicht ein bisschen untergegangen ist bei manchen Leuten, weil sich auch dieses Pixação Ding für viele noch nicht so erschlossen hatte. Auf viele wirkt das noch aggressiver. Das äußere Erscheinungsbild ist ja auch so, dass die Pixação noch viel aggressiver wirken.
mr: Weil sie so reduziert sind.
POET: Nicht nur, weil sie so reduziert sind. Sie haben diese langen, geraden Striche und sind stachelig, gefährlich, haben Spitzen nach außen.
Auf den ersten Blick kann ich auch nicht ein gutes von einem schlechten Pixação unterscheiden.
mr: Es sind ja hauptsächlich verschiedene Aspekte. Gut und schlecht ist immer so eine Sache. Ein Stil kann dir gefallen, es kann für dich gut oder schlecht sein. Aber gut und schlecht gibt es darüber hinaus meiner Meinung nach nicht.
POET: Subjektiv, du selber bist ja nicht das Maß aller Dinge.
mr: Es gibt keinen guten oder schlechten Graffiti oder Pixação Stil. Es gibt Unterschiede. Es gibt Buchstaben, die mir vielleicht dynamischer erscheinen, oder schlüssiger von der Form her. Zum Beispiel, ich finde dieses E da einfach unglaublich gut. Ich finde es zum Beispiel auch sehr gut, was wir da auf der mittleren Linie sehen, das heißt CRIPTA. Da wäre ich auch nie drauf gekommen. Es ist der alte Stil, da sind die Buchstaben mit Zierelementen versehen. Das i siehst du in der Mitte, erkennt man sofort an dem i-Punkt, aber dieser ganze Rest links davon, das gehört alles dazu. Das sind nur Zierelemente, wirklich wie Initiale, wie du gesagt hast. Diese Klammer am Anfang gehört auch noch zu dem i. Der erste Buchstabe, das ist ein C und ein R zusammengeschrieben. Ist natürlich auch total bemerkenswert, 2 Buchstaben packt er zusammen zu einem und mach am Ende ein mega i daneben, das 5 mal so viel Platz braucht. Dann kommt das P, wieder mit so einer Klammer wie das i. Dann kommt das T und hat wieder 2 Gestaltungselemente auf der Seite. Und dann hier zum Schluss ein relativ typisches A für São Paulo Pixação.
POET: Aber wie, das ist ja dann rein auf Ästhetik und nicht auf Kommunikation.
mr: Die Kommunikation findet statt durch die Form der Buchstaben, wie bei einer Werbetafel, durch das Verhältnis der Gestaltungselemente.
POET: Aber ist das dann nicht schon Design?
mr: Die Art und Weise zu kommunizieren wird bei Design auch verwendet, auf jeden Fall.
POET: Runde, geschlossene, kreisförmige Formen fassen wir leichter auf als abstrakte Sachen. Es ist ja auch psychologisch erwiesen, dass was sich nicht erschließt, wird erst mal abgelehnt. Deshalb auch die Ablehnung der Tags. Es findet erst mal eine Distanzierung statt.
mr: Es ist ja auch ein wesentlicher Aspekt von Graffiti, dass es sich nicht sofort erschließt. Und vielleicht auch, das zu provozieren, dass du es nicht sofort erkennst, dass du entgegenkommen und drauf zugehen musst. Aus irgend einem Grund bist du davon so fasziniert, dass du dich drauf einlassen musst und erkennst dann auch was.
POET: Aber ist es so wichtig, im Leben, bei allem, was uns umgibt, dass man sich damit auseinander setzen muss?
mr: Nein, nicht unbedingt. Man muss sich damit auseinander setzen, weil es so massiv ist, weil es so viele Leute tun und weil es ja einen bestimmten Grund hat, dass sie es tun.
POET: Also man müsste sich auch mal mit der Situation und den Beweggründen der Jugendlichen auseinander setzen.
mr: Auf jeden Fall. Meiner Meinung nach ist das der eigentliche Beweggrund.
POET: Kann man das als stillen Protest bezeichnen?
mr: Es ist relativ massiv, würde ich sagen.
POET: Du kommst abends nach Hause, gehst am nächsten Morgen raus und hast die Botschaft an der Tür und musst das ja dann erst mal verarbeiten. Aber du hast ja keinen, den du direkt ansprechen könntest, wenn du jetzt total sauer bist und dich aufregst. Du kannst das nicht zurück geben.
mr: Stimmt, auf die Art und Weise ist es still.
Das sind die Tags von den 3 Jungs, es fehlt noch einer, der steht hier, UNIÃO 12. Das stimmt hier nicht ganz, der Name der Crew ist eigentlich nur OPERAÇÃO und die andere Crew heißt UNIÃO 12. Bei dem Tag OPERAÇÃO 12 wurde die 12 einfach übernommen, wahrscheinlich, weil einer der Jungs von UNIÃO 12 mit dabei war. Einer schreibt OPERAÇÃO und der andere UNIÃO 12, William und Bisqoito. Und hier CRIPTA, das waren Ricardo und Djan. Wir sehen das D von Djan und das R von Ricardo. Die beiden haben das gemacht und die beiden übergeordneten Zeichen unten.
POET: Da oben sehe ich jetzt zum Beispiel ELEMENTOS. Bei dem N unten ist als einziges unten noch ein T drinnen.
mr: Ja genau. Das ist wahrscheinlich das individuelle Zeichen des Sprühers. Wobei in diesem Teil hier, das sind nur Namen von ihren Kumpels, also von Gruppen die sie kennen. Die sind wahrscheinlich auch Mitglieder dieser übergeordneten Gruppen. Einige von denen sind schon gestorben, das sind die, die sie da vorne hin gemalt haben. Dieses DI, ich weiß, dass der schon gestorben ist. Was wir hier aber auf jeden Fall sehen sind ganz unterschiedliche Namen und Stile. Typischer 80er Jahre Stil ist zum Beispiel dieses APUROS hier unten, das ist total simpel, das kann jeder lesen. Für mich ist das typisch 80er Jahre.
POET: Hier ist die Ästhetik einfach so, dass die Buchstaben hoch gezogen sind und schmal und lang sind. |
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Teil 8 |
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Kannst du diese Faszination auch mit den American Graffiti Tags teilen?
mr: Tags, ganz klar.
POET: Kannst du formulieren, was dich daran so fasziniert?
mr: Ich finde das total genial, dass die Buchstaben so reduziert sind, durch eine gleichmäßige Strichbreite. Das hast du beim amerikanischen Tag genau so wie beim brasilianischen. Das ist es, was mich so fasziniert, diese total reduzierten Gestaltungselemente. Dadurch konzentriert man sich auf bestimmte Aspekte. Nämlich die Form der Buchstaben. Das ist das, worauf es eigentlich ankommt. Der Tag stellt genau das dar, dass es darauf ankommt. Weil er halt nur daraus besteht. Nicht aus Farbe, nicht aus Outline, nicht aus 3-D. Nicht darauf: es ist hoch, es ist auf einem Zug. Das lenkt von meinem Standpunkt aus davon ab. Ich hab das ja nie gemacht, ich weiß auch nicht wieso. Es ist ein Standpunkt von jemand der außen steht.
POET: Aber ein Zug, das ist ja dann auch dieser Technik Aspekt, der dir hilft, dass es mehr Leute sehen. Es bewegt sich dann einfach, das Bild.
Das Amerikanische Graffiti ist stilistisch, technisch sehr ausgereift. Die Südamerikaner nehmen ja auch Lateinische Buchstaben. Aber bei denen wirkt das noch mal aggressiver, lebendiger. Teilweise noch reizender. Wie du schon sagtest, auf der subtilen Ebene kommt noch mehr rüber.
mr: Dadurch, dass die Gestaltungsmittel reduzierter sind, tritt die Form der Buchstaben in den Vordergrund.
POET: Wenn man mit Farben arbeiten und die Ästhetik so weit wie möglich beibehalten will, fallen mir eigentlich nur Silber Bilder ein. Wenn ich mir vorstelle, dass diese Strichstärke in Silber gerollt wäre mit einer Outline, dann sind wir doch wieder in den 70ern. Wo alles begonnen hat, New York, Philadelphia, wo das angefangen hat, dass man die Tags mit einer Kontur nach außen versucht hat aufzupeppen. Nachdem die Tags so massenhaft aufgetaucht sind war ja der eigentliche Gedanke, dass das Individuum sich wieder aus dieser Masse abhebt.
In São Paulo und in Rio sieht das aus wie ein Meer von Zeichen. Mit der Rolle größer zu malen könnte auch dazu dienen, sich aus der Masse abzuheben. Mir kommt das so vor, als wäre das bei denen eingefroren. Als hätten sie einen gewissen Entwicklungsprozess mitgemacht, dann aber, bevor sie diese puristische Form verlassen haben, sind sie dort geblieben.
mr: Das ist doch genial, das ist doch das, worauf es eigentlich ankommt.
POET: Das ist die Frage jetzt wieder, kommt es darauf wirklich an? Man müsste jetzt den Urheber des Werkes fragen: Worauf kommt es ihm an?" Dann würde man vielleicht wissen, was ist wirklich wichtig. So wie du ja gesagt hast, du hast dich mit den Leuten auseinander gesetzt, du hast dafür ein Verständnis. Eigentlich hast du dann aber auch die Wertung oder die Haltung des Künstlers übernommen.
mr: Nicht unbedingt, weil es ist nicht wirklich wichtig, ob der Sprüher weiß, was er da tut.
POET: Nein, ich meine deine Haltung. Deine Haltung beruht doch auch auf der eines Pixadors. Du vertrittst doch auch die Meinung der Pixadores.
mr: Natürlich, ich finde das persönlich sehr gut und das ist für mich eine ganz wichtige Sache.
POET: Aber warum?
mr: Pixação ist für mich eine reduzierte und wesentliche künstlerische Ausdrucksform.
POET: Warum ist das für dich so wichtig?
mr: Zum einen, weil so eine essentielle persönliche Aussage formuliert wird, aber vor allem, weil sie sich total dem Kunstmarkt entzieht.
POET: Das ist ja auch ein anarchistischer Aspekt. Das ist ja vor allem der des Illegalen, des nicht Verwertbaren, des nicht kapitalistisch Konsumierbaren.
mr: Pixação ist auf jeden Fall eine Kapitalismus Kritik.
POET: Gibt es noch was Vergleichbares in der Kunstwelt, oder kennst du was Vergleichbares?
mr: Da kenne ich mich nicht richtig aus. Es hat schon verschiedene Ansätze gegeben, die dann aber ganz schnell im Keim erstickt werden, weil sie einfach aufgekauft werden.
POET: Du meinst, sowas ist auf jeden Fall schädlich für eine Kunstrichtung?
mr: Von meinem Standpunkt aus: ja. Für den Künstler vielleicht nicht, weil der plötzlich mit seinen Sachen Geld verdienen kann.
POET: Du wirfst immer neue Fragen auf. Ich versuch mich gerade an diesem Kunstbegriff abzuarbeiten.
mr: Ein Grund, weshalb ich diesen Aspekt so wichtig finde ist verbunden mit meiner Arbeit als Goldschmied, Schmuck. Ich hab da eine Ausbildung gemacht und fand das auch einen ganz tollen Job und vor allem eine erfüllende gestalterische Tätigkeit. Ich hab da wahnsinnige Möglichkeiten künstlerische Aussagen zu treffen, dadurch, dass ich Schmuck mache, dadurch, dass ich bestimmte Materialien in Form bringe auf eine bestimmte Art und Weise. Dann ist mir aber klar geworden, dass die Leute, die Schmuck kaufen, nur an dem Materialwert interessiert sind. Und die Schmuck Designer sind Schwafeltaschen, die diesen Leuten was von Form erzählen und dass sie unbedingt dieses Schmuckstück kaufen müssen. Den Käufern kommt es überhaupt nicht darauf an, was da stattfindet, sondern eine lohnende Investition zu machen. Das ist genau das, was in der Kunstwelt stattfindet. Die Galeristin, der Galerist erzählt den Leuten: "Das musst du kaufen, das ist total wichtig, der Künstler wird so eine Entwicklung mitmachen!"
POET: Warum soll man sich nicht vom Fachmann betraten lassen? Das ist ja wie beim Geld anlegen, diejenigen, die sich falsch beraten lassen.
mr: Und wozu führt eine Geldanlage? Zum Zusammenbruch des Systems. Das macht keinen Sinn.
POET: Oder zur Bereicherung Einzelner.
mr: Auf jeden Fall, bei dieser Tätigkeit ist mir das klar geworden, weil ich gemerkt hab, wenn ich das machen will, was mich daran interessiert, das kann ich nicht verkaufen, weil die das gar nicht interessiert, die interessiert nur, dass du denen was vom Pferd erzählst. Und den Aspekt habe ich bei Graffiti wieder erkannt, dass es eben nicht so ist. Weil es authentisch ist, weil die Leute das machen, was sie machen müssen. Sie haben das Bedürfnis, sich künstlerisch auszudrücken, um etwas mitzuteilen. Ich glaube, das hat etwas damit zu tun, dass ich mich dafür so begeistert habe.
POET: Aber du begeisterst dich dann auch dafür, dass viele erst mal gar nicht wissen, was sie machen, vielleicht.
mr: Das kann man ja gar nicht wissen.
POET: Entweder machst du dir 10 Jahre voll Gedanken über das, was du machst und präsentierst der Welt vielleicht eine Idee. Aber viele machen das ja erst mal, weil es Spaß macht. So war es ja auch bei mir. Ich habe es gemacht, weil es Spaß gemacht hat, weil meine gleichaltrigen Klassenkameraden das gemacht haben, das war grad angesagt in meinem sozialen Umfeld. Man ist ja dann als Jugendlicher darauf bedacht, nicht den Anschluss zu verlieren.
mr: Aber ganz unabhängig davon hast du ja was gemacht, du hast nämlich den Buchstaben eine bestimmte persönliche Form gegeben.
POET: Aber das hat Jahre gedauert, diese Handschrift so reifen zu lassen, die Technik zu begreifen. Dass eine Skizze aus dem Handgelenk kommt, und dass ein Bild aus der Schulter kommt. Weißt du, wie ich meine, von der Arbeit her. Du sprühst aus der Schulter heraus, nicht aus dem Handgelenk. Die Hand muss immer steif bleiben, denn wenn du immer mitgehst, dann schaffst du unsaubere Linien. Aber das Zeichnerische kommt wieder aus dem Handgelenk. Das ist ja auch das, woran viele scheitern, dass sie das nicht umsetzen können. Bei der ersten Generation war das so, in den 80ern, dass viele Leute daran gescheitert sind, das umzusetzen, weil es ja auch vielleicht nicht so gute Materialien gab. |
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Teil 9 |
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Aber ich finde dieses Pixação Ding sehr interessant, auch wenn sich für mich die Ästhetik nicht so erschließt, oder sagen wir mal, schnell erschöpft, weil ich diese immer wiederkehrende Typo erkenne. Ich frag mich, wie ich, nach 26 Jahren sprühen mich nicht so begeistern kann wie du, der nie wirklich gesprüht hat und sich nicht 26 Jahre lang jeden Tag damit auseinander gesetzt hat. Ich hab das ja studiert, hab verschiedene Stile erforscht, hab versucht, das herauszufinden, herauszufiltern. Das ist ja so wie du, du filterst ja auch Informationen und jede Information bringt einen ja auch einen Schritt näher. Ich möchte nicht wissen, was bei dir vorgegangen ist, als du erkannt hast, dass das vorne die Gruppe ist und das hinten nur ihr individuelles Kürzel.
mr: Auf jeden Fall, das war ein ganz wichtiger Punkt.
POET: Da erschließt sich auf einmal nicht der individuelle Macher, sondern die Gruppe.
mr: Das System.
POET: Ja genau, das ist so, wie wenn du jetzt weißt, DGB, okay, das ist eine Gewerkschaft, aber was diese Gewerkschaft alles genau macht, in sozialen Bereichen, wo sie sich engagiert, das schärft dann das Bild auf den DGB.
Also wenn man so darüber nachdenkt, dann ist das schon ein Produkt der Gesellschaft, ein Nebenprodukt der Gesellschaft. Ein Resultat der Gesellschaft.
Das ist schön, weil du bringst mir diese Vielschichtigkeit auch wieder näher. Dass es ja nicht nur darum geht, das zu entziffern, sondern dass es ja auch darum geht, wie, die Art und Weise, diese Wirkung, die man nicht beschreiben kann. Das ist ja auch das, worauf viele auch hoffen, worauf sie setzen, vielleicht unterbewusst, denke ich, wenn man was kreiert, dann hofft man immer, so nenne ich das mal, auf diesen Moment des Erfolges, diese Resonanz, dass diese Resonanz zu Stande kommt. Weißte, dass ist ja das, wo viele Sprüher dann irgendwann dran scheitern, weil sie merken, in ihren Kreisen sind sie super Styler, vielleicht so, aber außerhalb sind sie einfach nur jemand, der Buchstaben sprüht, also jemand x-beliebiges. Das bringt dann auch viele dazu, abzuwandern, sich anderen Sachen zu widmen, das als jugendliches Hobby abzutun, oder sich dann, so zu sagen, ich bin jetzt gereift, ich bin jetzt erwachsen geworden, ich hab jetzt dieses Rumschreiben abgelegt, meine Bilder haben mehr Tiefe, meine Bilder haben mehr Volumen, mehr Farben, transpirieren eine andere Kommunikation. Im Endeffekt gehen sie aber auch nur den einfachen Weg. Es ist ja schwieriger, mit 100 Kritikern umzugehen, als mit 100 Leuten die sagen: "Du bist gut". Wenn man einmal diese Erfahrung gemacht hat, dann beugen die Leute sich dieser Erfahrung. Vielleicht muss man auch ein starkes Individuum sein, da standhaft zu bleiben. Und wenn ich dann daran denke, dass da diese Leute, das sind ja teilweise Straßenkinder, die auf der Straße leben und einen Straßen Lifestyle haben, und vielleicht Freunde haben, die nicht älter als 30 werden, denen wird Leben und Tod einfach schon näher gebracht. Nicht so wie bei uns, dass viele behütet aufwachsen und sich dann erst über den Tod Gedanken machen, wenn sie aufgefordert werden, ins Altersheim zu gehen. Man beschäftigt sich mit den schönen, unbeschwerten Sachen des Lebens. Und genießt und konsumiert. Ich denke auch, dass sich davon viel in der Pixação wider spiegelt, dieses drastische Leben, das viele da führen. Dass die das auch mit dieser Radikalität vertreten. Ich mein, wenn man das so mit bekommt, bei uns würden wahrscheinlich 80 % der Sprüher, wenn sie ein mal auf einem Revier von 5 - 6 Bullen misshandelt werden, stundenlang, aufgeben. Hier sind ja viele, die berufen sich auf das Gesetz, die sagen:"Gib mal deine Dienstnummer." Aber da interessiert das ja keinen. Und dann aber noch mal am Ball zu bleiben, mit den Konsequenzen. Ich weiß nicht, in wie weit das alles stimmt, aber man hört ja öfters, dass die Bullen auch Todesschwadronen haben. In Süd-Amerika ist das ja Teil der ehemaligen Militär Polizeistruktur. Ich sag ganz ehrlich, ich würde mir das überlegen. Meine Mutter hat mich ja schon mal gewarnt vor LKA, BKA, Verfassungsschutz. Da hüte ich mich auch vor, selbst wenn die hier scheinbar ungefährlich wirken. Man sieht das ja, mit den Rechten, diese Sachen, das hat der Verfassungsschutz total ignoriert. Also bei uns läuft auch einiges schief. Um noch mal zum Thema zurückzukommen, was ich dich noch fragen wollte: "Wie denkst du denn jetzt zum Beispiel darüber, was LIFE macht?" Es gibt ja einige, so wie LIFE, die die Sachen rüber tragen. Ich sehe bei ihm aber auch, unabhängig von diesem Abseil-Ding, seine Schrift ist so eine Mixtur, sie hebt sich ab.
mr: Da ist es fast schwer zu sagen, wovon sie beeinflusst ist, aber ich würde sagen auf jeden Fall vom brasilianischen Stil.
POET: Auch von der Technik?
mr: Nein, eher von der Form der Buchstaben her. Ich finde das sehr bemerkenswert, was er macht, so, wie er seine Typographie entwickelt hat, sehr aussagekräftig. Ich mag das. Und die Art und Weise, wie er die Sachen aufbringt, dass er sich da abseilt vom Dach, und ganze Wände voll tagt. Er tagt ja auch, das finde ich auch besonders cool, natürlich. Vielleicht hat er sich die Herangehensweise an Graffiti in Brasilien abgeguckt.
POET: Für mich ist das so, es ist erst mal etwas Neues, es ist ein Hybrid. Visuell gut umgesetzt, mit Kopf und Verstand. Denkst du, es gibt da eine Chance, für die Zukunft?
mr: Ich kann mir nicht vorstellen, dass er durch seine Art und Weise Graffiti zu machen, eine Chance hat, damit Geld zu verdienen. Das würde ich ihm natürlich sehr wünschen und ich glaube auch, dass es gut wäre für die ganze Graffiti Bewegung und für diesen künstlerischen Aspekt, wenn es gesellschaftlich mehr akzeptiert wäre. Dadurch würde ja die Kommunikation auch anfangen, mehr stattzufinden. Wenn es nicht nur so negativ besetzt wäre wie in den Medien, sondern wenn da auch eine inhaltliche Auseinandersetzung stattfinden würde in der es darum geht, die Beweggründe zu analysieren.
POET: Aber wenn man die Beweggründe analysiert hat, meinst du nicht, man würde den Leuten dann die Motivation rauben? Wenn man denen helfen würde? Wenn man darauf eingeht? Wenn man zum Beispiel LIFE ein besseres Leben bieten würde, aber sagen:"Hör auf damit".
mr: Das ist ja nicht so mit einander verknüpft.
POET: Vielleicht ist das ja auch das Schönste überhaupt im Leben, was er sich vorstellen kann? |
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Teil 10 |
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Naja, ist halt so ne Sache. Ich finde es auch cool, erfrischend, anders. Aber natürlich auch sehr spektakulär. Dem kann man sich nicht entziehen, einfach so. Für die Leute ist das wahrscheinlich sogar noch drastischer, wenn die das so sehen. Die sehen ja, das kann kein normaler Mensch sein. Erst mal die Frage:"Wie macht der das, wie kommt der da an die Fassade?" Viele wissen ja vielleicht gar nicht oder können sich nicht vorstellen, dass jemand so wagemutig für so einen Schwachsinn sein Leben riskiert. Im Endeffekt ist es ja auch nur Schreiben. Ein bisschen Eigenwerbung.
Aber was würdest du denn jetzt jemand sagen, der sich daran stört, der vielleicht sagt:"Das ist ja eine schöne Kunst, aber die Erscheinungsform gefällt mir nicht!"
mr: Die Erscheinungsform, dass es auf der Oberfläche der Gesellschaft, an Häuserwänden angebracht wird, ist ein wesentlicher Bestandteil. Dadurch wird die Notwendigkeit für den Sprüher dargestellt, mit der Gesellschaft zu kommunizieren. Er formuliert die Essenz seiner Persönlichkeit und kommuniziert die auf der Oberfläche der Gesellschaft. Das ist meine Antwort für jemand, der das sagt. Ich finde es gut, dass er das tut. Es ist eine wichtige Form von gesellschaftlicher Kommunikation.
POET: Meinst du, das hat auch was damit zu tun, das Schrift so kommunikationsbedingt gebunden ist, durch die Normschrift, zum Beispiel? Es dient ja gesellschaftlich eher zur Orientierung und zur Kommunikation.
mr: Schrift dient der Übermittlung von Informationen. Das ist durchaus etwas anderes. Beim Tag geht es ja um Kommunikation, die durch die Form der Buchstaben stattfindet.
POET: Das ist ja genau die Frage: Ab wann ist Kommunikation künstlerisch?
mr: Ich würde sagen, dass Kunst eine der höchsten Formen der Kommunikation ist, weil das Individuum da die Essenz seiner Persönlichkeit formuliert. Das ist die maximalste Message, die man formulieren kann, die Essenz deiner Persönlichkeit.
POET: Geht das nicht vielleicht besser mit einem Bild?
mr: Da gibt es auf jeden Fall auch andere Formen für: Film, Foto, Musik, Bild.
POET: Ich muss da an Beuys denken, mit der Butter.
mr: Das war ja anscheinend ein ganz wichtiger Aspekt für ihn, diese Sachen zu formulieren, die Erfahrungen, die er da gemacht hat und die ihn traumatisiert haben. Aber das ist schon ziemlich plakativ.
Ich glaube, ich möchte gerne noch was sagen, weshalb die Pixação Ausstellung hier im wendel ist. Ich möchte mich bei der Gelegenheit auf jeden Fall auch bei Inka und Kall bedanken, die den Kontakt zu den Pixadores gemacht haben.
Das Cafe besteht hauptsächlich aus der Gastronomie, dadurch wird das ganze auch finanziert. Aber es gibt auch noch den musikalischen Aspekt, wir machen ja hier auch Free Jazz Konzerte. Und die Galerie. Die ist an der langen Wand hier und die gibt es auch schon von Anfang an und die hat auch einen Namen: "keine characters galerie". Das ist interessant, mir aber erst später klar geworden. Der Begriff Character, wie er hier verwendet wird, kommt aus dem Graffiti. Es ist der Character damit gemeint, das Bild neben der Schrift. Aber der einzelne Buchstabe wird ja in der Typografie auch Charakter genannt. Das ist eine doppelte Bedeutung.
POET: Ja, das passt doch, so wie wendel.
Was versprichst du dir von den Veranstaltungen?
mr: Ich finde das ganz wichtige Sachen und möchte die gerne darstellen.
POET: Den Leuten das näher bringen und deine Begeisterung dafür mitteilen.
mr: Ja, genau. Und auch Leuten, die Sachen mache die ich gut finde die Möglichkeit geben, das auszustellen. Wobei das ja auch ein fragwürdiger Aspekt ist, Graffiti und Ausstellungen. Wir haben ja auch eben gesagt, dass man Graffiti oder Tags nicht wirklich verkaufen kann. Auf eine Art wird es zu einem Produkt, wenn es drinnen ist. Oder wie weit wird es zu einem Produkt, wenn es drinnen ist?
POET: Aber es ist nicht auf Leinwand käuflich zu erwerben.
mr: Ich hab mir dann darüber Gedanken gemacht und es ist noch nie passiert und wird wohl auch eher nicht passieren. Um den Konflikt darzustellen der in der kunstwelt existiert, nämlich dass der Künstler etwas produziert wo er diesen eigentlich künstlerischen Aspekt nicht mehr realisieren kann, weil es ja nur noch darum geht, was die Galeristin dem potentiellen Käufer erklärt. Dem Käufer geht es ja darum, dass er etwas mitnehmen und unter seinem Namen ausstellen kann. Das gibt dem Käufer seinen Kick. Du kannst also 1 Quadratmeter dieser Wand käuflich erwerben, allerdings nicht die Besitz-, sondern ausschließlich die Eigentumsrechte.
POET: Das bedeutet, du kannst gucken kommen.
mr: Nicht mal das, denn es wird ja wieder übermalt. Du kannst sagen: "Dieser Quadratmeter dieser Ausstellung gehört mir." Das stellt auf jeden Fall diese Geilheit des Käufers auf seinen Besitz total in Frage, finde ich. Und deshalb kann man das hier auch käuflich erwerben, aber es ist bisher noch niemand an mich herangetreten mit der Frage, ob er das erwerben kann.
POET: Wie waren denn die Reaktionen auf die Ausstellungen?
mr: Die Leute nehmen es wahr und finden es gut.
POET: Aber nur hier drinnen.
mr: Die meisten Leute die hier herkommen sind keine Leute, die sich mit dem Thema wirklich auseinander setzen. Die kommen nicht extra hier her. Manche schon, das sieht man, wenn eine Ausstellung ist. Der Hausbesitzer ist auch auf der Kontra Seite, er mag überhaupt kein Graffiti. Deshalb muss ich auch alles draußen sofort wegmachen. Das ist meine Abmachung mit ihm. Obwohl er ein total cooler und intelligenter Typ ist.
POET: Du bist ja praktisch hier so wie ein Botschafter, ich kenne sonst nichts in Berlin, wo man so Pixação sehen kann.
mr: Das hat mich auf jeden Fall total fasziniert. Immer wenn ich das sehe, geht es mir gut.
Berlin, Juli 2013. |
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